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Psychologie im Online Marketing – Interview mit Sarah Weitnauer [Inkl. Video]

Lange habe ich mich auf das Interview mit Sarah Weitnauer gefreut. Ihr dürft euch auch freuen. Warum? Weil Sarah ist Expertin im Bereich Online Marketing und Psychologie. Sie erklärt dir, warum du auf deinen Bildern große Pupillen haben solltest und wie du einen Frame beim Gegenüber setzt. Außerdem sprechen wir über ihr Buch „Psyketing“. Es lohnt sich!!!

Was verbirgt sich hinter PSYKETING. Erkläre doch mal unseren Zuschauern, was du genau machst und wobei du deinen Kunden hilfst?

PSYKETING setzt sich vom Namen her zusammen aus Psychologie und Marketing und dieser Name ist Programm. In meinem Buch, in meinen Seminaren und in meinen Coachings erfährst du alles Wissenswerte über Ziel gerichtete Kommunikation mit allen Facetten der Psychologie im Online Marketing.

Einige schreien dann sofort Neuromarketing! Neuromarketing! Tatsächlich greift dieser Begriff ein bisschen zu kurz, da ich auch sehr viele Aspekte aus der Evolutionspsychologie und aus der Bildpsychologie verwende. Zusätzlich werden Aspekte der Textpsychologie und das neumodische Neuropricing behandelt. Steht „Neuro“ davor klingt es in vielen Ohren gleich viel toller.

Besonders spannend ist aber, dass die angewendete Psychologie ja keine Einbahnstraße ist. Gleichzeitig erfährst du auch selber wie du von anderen beeinflusst und durch mediale Dinge kognitiv in eine bestimmte Richtung gedrängt werden kannst. Durch die Erkenntnis welche Hebel und Knöpfe jemand bei dir drücken muss, um zu einem bestimmten Ziel zum Beispiel zu einem Kauf zu kommen bist du auch leichter in der Lage diese Hebel und Knöpfe bei anderen zu erkennen. Wenn du gelernt hast, dieses Wissen zum Einsatz zu bringen kannst du dich glücklich schätzen. Psyketing ist also viel mehr als Psychologische Schulung um Conversions zu erhöhen, sondern unterstützt auch Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung.

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Spannendes Interview mit Sarah Weitnauer und Martin Brosy.

„Freundlich“ oder „Tacheles“ – Die Besucher deiner Website können selbst entscheiden, wie sie durch dich angesprochen werden sollen. Ich gebe mal ein Beispiel: Wenn ich psyketing.de besuche, dann steht direkt in der Headline „Hey du wundervoller Mensch!“. Ganz offensichtlich handelt es sich hier um die freundliche Variante. Links oben befindet sich allerdings auch ein Button mit dem Titel „Sprich Tacheles“. Klicke ich darauf, wird eine unfreundliche Variante der Website ausgespielt und aus „Hey du wundervoller Mensch!“ wird „Hey, Sie A*****loch!“. Bei beiden Varianten musste ich schmunzeln. Was verbirgt sich Psychologie im Online Marketing? Warum hast du das so umgesetzt und würdest du Dienstleistern ebenfalls die Form der Kommunikation empfehlen?

Die Idee mit dieser Ansprache auf der Webseite ist schon sehr alt da. Vor über einem Jahr habe ich mit einem Bekannten über diese Idee geplaudert, aber irgendwie hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht die Eier das tatsächlich umzusetzen. Irgendwann ging mir die immerwährende Frage „du“ oder „Sie“ auf der Webseite schrecklich auf den Keks und genau das war dann für mich der Auslöser diese Seite zu machen. Ich will damit zeigen, dass es vollkommen egal ist ob du „duzt“ oder „sietzt“. Es kommt darauf an, dass es deiner Ziergruppe gefällt und die dann auf deine Seite kommen und deine Seite geil finden, weil sie der richtigen Emotionalität ausgesetzt werden. Tatsächlich ist es so, dass die Leute die auf meine Seite kommen mir zig Nachrichten geschickt haben und die Version mit dem „Du Arschloch“ wesentlich besser finden, weil sie sich viel direkter angesprochen fühlen und das als Ehrlichkeit empfinden! Manch andere finden die „Tacheles“ Version so unterhaltsam, dass sie Lachen müssen. Also allein durch den Umschalter können die Leute sich bei mir auf der Seite entscheiden, wie sie angesprochen werden möchten. Ich schreib keiner Person dieses „hey Sie Arschloch vor“. D.h. du musst aktiv auf den Button drücken und dann mit der Konsequenz leben oder wieder zurückschalten. Es bleibt dir überlassen ob du mit „Hey Sie Arschloch“ angesprochen werden möchtest oder eben nicht. Und wenn du dann so angesprochen WIRST dann hast DU dir DAS auch selber ausgesucht.

Damit hole ich in meiner doch sehr heterogenen Zielgruppe nahezu alle ab. Und diejenigen, die das „Hey du Arschloch“ zu heftig finden, würden wohl eh nicht zu mir passen. Um den Heißen Brie rede ich selten und ich kann mich noch gut erinnern als ich nachts um 3 in der Captainsbar auf der Campixx mal deine Seite zerpflückt habe und du dann sagtest „Und ich fand sie so toll…“

Wo ich das sonst einsetzen wĂĽrde hast du noch gefragt: diese Umschaltung, die wär doch mal was fĂĽr eine Webseite mit einer stark heterogenen Zielgruppe! Es gibt Leute, die wollen sich nicht siezen lassen und es gibt Leute, die wollen sich nicht duzen lassen – man könnte sowas ja EINFACH!!! mal ausprobieren.

Maximal drei Punkte auflisten. Auf deiner Website setzt du das auch konsequent um. Erkläre doch mal was ich hier gerade beschreibe und warum das für Webmaster:innen von großer Bedeutung sein kann!

Stell dir das so vor: Du hast ein kartesisches Koordinatensystem und auf der X-Achse sind die Produkte deiner E-commerce Website in der Reihenfolge wie sie aufgelistet werden und auf der Y-Achse ist die Merkfähigkeit von Menschen aufgetragen.

Beim ersten Produkt startest du mit 100 % Merkfähigkeit. Bereits ab dem dritten Produkt sinkt die Merkfähigkeit ab. Vier Produkte gehen noch, aber spätestens ab dem fünften wird es schon schwerer sich an alle Produkte zu erinnern. Das Arbeitsgedächtnis der meisten Menschen gibt einfach nicht mehr her. Das heißt: umso mehr Produkte du in deinem Shop zeitgleich präsentierst, umso weniger können sich die Leute die einzelnen Items merken, weil ihr Arbeitsgedächtnis zu sehr überlastet wird. Das bedeutet, wenn man erreichen will, dass die Leute tatsächlich das was sie sehen auch wahrnehmen und erinnern, dann sollte man nicht mehr als diese vier Items präsentieren.

Aus diesem Grund habe ich auf meiner Webseite auf drei Punkte zu reduziert. Außerdem ist drei meistens auch ein bisschen ästhetischer.

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Quelle: https://www.psyketing.de/

Sich für oder gegen eine Farbe auf der Website zu entscheiden – Für mich damals einer der ersten Berührungspunkte mit Psychologie. Soll der Call-To-Action lieber „rot“ oder „grün“ sein? Welche Stimmung erzeuge ich bei meiner Zielgruppe, wenn ich einen hohen Gelbanteil im Logo habe? Wie stehst du zur Farbpsychologie? Unbedingt berücksichtigen oder umstritten und wenig fundierte Alltagspsychologie?

Farbpsychologie macht Sinn und über dieses feine Thema könnte ich jetzt einen ganzen Vortrag halten. Farben auf Webseiten machen ja erst dann Sinn, wenn sie überlegt und aus bestimmten Gründen eingesetzt werden.

Ich gehe jetzt mal auf deine zweite Frage ein und zwar auf die des Buttons. Wenn ich jetzt einen roten Button habe und der Rest der Seite ist auch in rot gehalten, dann wird der rote Button im Rest der Seite einfach untergehen. Ändere ich jetzt die Button Farbe auf grün oder blau wird dieser Button kontrastieren und einfach weil er besser auffällt mehr Klicks anziehen.

Das bedeutet aber nicht, dass die Farbe blau oder grĂĽn besser ist als rot, sondern dass durch die Farbe ein Kontrast geboten wird. Dadurch fällt der Button mehr auf und bekommt mehr Aufmerksamkeit – so einfach ist das. Genau diese relativen Zusammenhänge, das Buttons Auffallen mĂĽssen behandle ich ganz ausfĂĽhrlich in meinem Buch im Kapitel ĂĽber Farbenblindheit.

Für Farbenblinde haben mehrere Farbkomponenten gleiche Wertigkeit. D.h. bestimmte Farben werden im Kontrast eben nicht so gut wahrgenommen wie andere. Wenn man das im Kopf hat und sich vor Augen führt, dass es nun mal 10 % Leute mit einer Farbfehlsichtigkeit gibt, dann muss man sich auch nicht wundern, dass man mit optimalen Kontrastverhältnissen auf Webseiten eine höhere Conversion erzielen kann. Trotzdem setzen es die Wenigsten ein.

Jeder buhlt um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe. Im Internet werden im Sekundentakt neue Reize gesetzt. Das ist anstrengend. Du sagtest in einem Vortrag selbst – Die härteste Währung der Welt ist AUFMERKSAMKEIT. Gibt es auch Entspannungsräume im Internet?

Jeder buhlt um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe und deswegen gibt es keine Ruheräume im Web. Die meisten Apps sind darauf ausgelegt, dass Personen sie so lange wie möglich nutzen. Die Systematik ist ja: Sie verdienen nur dann Geld, wenn du die App nutzt. Verlässt du die App generierst du keine Werbeeinnahmen mehr. Das bedeutet aber auch das diese Apps dir was bieten müssen und deshalb jeden Ausstieg natürlich registrieren um ihn beim nächsten Mal zu verhindern. Es werden die Hirne von diesen Apps künstlich in einem intensiven Erregungszustand gehalten. Das Schlüsselhormon ist dabei (wie so oft) Dopamin.

Die Großen der Branche, haben zugleich auch genug Möglichkeiten das zu testen. Die wissen genau „Aha, an so einer Stelle, da steigt der Martin Brosy immer aus. Der Dopaminlevel passt nicht, und der Algo beschließt: „Das zeigen wir dem nicht mehr. In Zukunft spielen wir stattdessen süße kleine Quokas ein. Da bleibt der Martin nämlich immer hängen und *Katsching* rollt der Rubel!“.

Meiner Meinung nach gibt es im Web keine Ruheoasen. Facebook als Entspannung zu nutzen halte ich fĂĽr Sinnfrei. Das Hirn bleib dabei auf Vollstoff.

Liebe Sarah, danke fĂĽr das Interview und die spannenden Perspektiven. Ich selbst habe auch schon an einer Schulung mit Sarah teilgenommen und kann es dir, lieber Leser nur empfehlen. Denke bitte daran, das Buch kostet nur 24,90 Euro und wird dir mit Sicherheit etwas bringen.

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Martin Brosy
Ich bin vielleicht nicht SEO der ersten Stunde, aber zumindest schon seit 2010 mit von der Partie. Seitdem hat sich im Online Marketing viel getan. Google avanciert von Jahr zu Jahr zu einer Suchmaschine, die den Nutzer immer besser versteht. Search Experience Optimization wird komplexer und sollte als Teildisziplin immer mit am Tisch sitzen. Damit ich den Wandel nicht verschlafe und für unsere Kunden adäquat arbeiten kann, halte ich im Jahr weit mehr als zehn Vorträge zu den Themen Online Marketing und Content Distribution, lasse meine Expertise zertifizieren und schreibe regelmäßig hier im MEGA-Magazin. Privat mache ich gerne Ausdauersport, schaue jedes Rennen unserer deutschen Biathleten und bin Papa einer kleinen Tochter.

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