Wer ist Silvan Mundorf? Was treibt dich an? Was macht dich beruflich, aber auch privat als Mensch aus? Was wissen nicht alle von dir? Stelle dich doch mal ganz kurz vor.
Hi Martin, danke dass ich hier sein darf. Was mich antreibt Ă€ndert sich relativ regelmĂ€Ăig. Zu Beginn wollte ich einfach ein bisschen Geld verdienen. Ich war 18, gerade von zu Hause ausgezogen und bekam Bafög. Nach der Miete und der Verpflegung blieb nicht mehr viel ĂŒbrig um feiern zu gehen, also habe ich ĂŒberlegt, wie ich ein paar hundert Euro zusĂ€tzlich verdienen könnte â natĂŒrlich mit möglichst wenig Arbeit.
Ich bin auf Google AdSense gestoĂen, habe mit Blogger.com einen ersten Blog mit sĂŒĂen Katzenbildern aufgesetzt und habe ihn ĂŒberall geteilt. Viel Interesse gab es damals nicht, allerdings habe ich einige andere Blogger ĂŒber Blackhatworld kennengelernt und wir verabredeten uns gegenseitig regelmĂ€Ăig auf unsere Ads zu klicken. Als mir klar wurde, dass das nicht der schlauste Plan ist, habe ich mich damit beschĂ€ftigt echte Besucher auf meinen Blog zu bringen und habe mit SEO begonnen.
Als mir das Bafög-Amt zwei Jahre spĂ€ter mitteilte, dass ich nicht genug Creditpoints fĂŒr weitere Zahlungen gesammelt hĂ€tte, investierte ich mehr und mehr Zeit ins Bloggen und ins SEO und das Studium rĂŒckte in den Hintergrund.
Von 0 auf 203.000 Besucher im Monat laut Google Analytics. Du und dein GeschÀftspartner Alexander Holzhammer haben das Projekt Beerpong.de zum Fliegen gebracht. Lasse uns einmal von vorne beginnen? Wieso gerade Beerpong.de? Lass uns einmal an deine Gedanken zum Projekt zum damaligen Zeitpunkt teilhaben!
Alex und ich sind vor allem privat Freunde. Auch er ist sehr frĂŒh ins Onlinemarketing eingestiegen, allerdings hatten wir beruflich nie etwas miteinander zu tun. Auf einer gemeinsamen Reise nach Brasilien erzĂ€hlte ich ihm, dass ich ein E-Commerce Projekt mit zwei Freunden in der Supplement-Nische aufgesetzt habe, die beiden anderen aber wenig Zeit und Motivation finden. Er entschied sich einzusteigen, kaufte den ehemaligen GeschĂ€ftspartnern ihre Anteile fĂŒr einen Euro ab und wir lernten gemeinsam dabei viel ĂŒber E-Commerce.
Vor etwa 2 Jahren wurde in einer Facebookgruppe öffentlich beerpong.de inseriert. Die Betreiber hatten den Shop wĂ€hrend des Studiums aufgebaut, hatten nun aber im Gegensatz zu mir ihre AbschlĂŒsse erlangt und seriöse Jobs angenommen.
Wir entschieden uns schnell den Shop zu kaufen. Damals haben wir fĂŒr einen kleinen fĂŒnfstelligen Betrag die Domain, die Marke, den Shop und eingelagerte Ware, die sich gröĂtenteils als Schrott herausstellte gekauft.
Das Keyword âBeerpongâ wird in Deutschland 2200 Mal bei mittleren Wettbewerb gesucht. âBierpongâ hingegen wird 8900 Mal bei leichtem Wettbewerb im Monatn gesucht. Ranken tut ihr mit beiden Keywords auf Platz 1. Wie wichtig ist eine Exaktmatch Domain fĂŒr die Rankings und warum habt ihr nicht Bierpong.de erworben?
Meiner Meinung nach war die Domain eines der wertvollsten Assets, die wir erworben haben. Sie hatte bereits AutoritĂ€t, war âagedâ und hatte zahlreiche Backlinks. Da unsere VorgĂ€nger sich bereits 2009 mit Beerpong beschĂ€ftigten, war beerpong.de an vielen Stellen als Quelle fĂŒr das Regelwerk verlinkt. Hier hatten wir beste Voraussetzungen um ein gutes SEO-Projekt auf die Beine zu stellen.
Ich denke nicht, dass Exact-match-Domains heute noch einen groĂen Wert haben. Sie ranken dennoch sehr gut, weil viele von ihnen frĂŒh registriert, liebevoll gepflegt und beworben wurden.
Wer eine wertvolle Domain hat, geht mit ihr sorgsam um. Prinzipiell bin ich jedoch der Ăberzeugung, dass wir mit nahezu jeder Domain organischen Traffic kriegen wĂŒrden, wenn sie die Historie von beerpong.de hĂ€tten.
Ihr bietet euren Nutzern extrem guten begleitenden Content auf eurer Seite an. Nicht nur inhaltlich ist dieser sehr stark, sondern er ist auch gut aufbereitet â Stichwort: Content Design. Welchen Stellenwert haben redaktionelle Inhalte innerhalb eurer Strategie und wie mĂŒssen Inhalte heute erstellt werden, damit TOP-Platzierungen bei Google erreicht werden.
Man liest ja viel darĂŒber, dass Content beim SEO das Wichtigste sei und es ohne guten Content nicht lĂ€uft. Das stimmt, trotzdem habe ich einen etwas anderen Blickwinkel darauf. Guter Content wird erst dann wichtig, wenn man bereits regelmĂ€Ăig gefunden wird.
Ist man fĂŒr das gewĂŒnschte Keyword auf Seite 2 oder noch schlechter zu finden, spielt es keine Rolle, ob die Inhalte den Lesern gefallen. Sie bekommen sie ohnehin nicht zu Gesicht. Erst wenn man organischen Traffic bekommt, spielt die QualitĂ€t des Contents eine Rolle. Wer sich viel MĂŒhe beim SEO gibt und dann schlecht recherchierte und aufbereitete Inhalte prĂ€sentiert, wird die Besucher schnell verlieren. Und das merkt auch Google.
Wir starten immer mit einer Keyword-Recherche. Wenn wir einen interessanten Suchbegriff finden, schaue wir uns an was die Konkurrenz macht und imitieren das. Steigen wir fĂŒr das Keyword gut ein, fangen wir an Zeit und Geld in den Content zu investieren. So bekommen wir den gröĂten Effekt fĂŒr unser Budget.
VernĂŒnftige Meta-Description, Meta-Title, Featured Snippets, Lazyloading, Bild-Alt-TagsâŠ! Eure Onpage-Hausaufgaben habt ihr gemacht. Sind das noch Hebel in der Rankingverbesserung, bzw. in der Conversion-Optimierung?
Wer sich etwas Zeit nimmt, kommt beim OnPage SEO schnell auf ein gutes Niveau. Ein Einsteiger kann sich 2-3 Guides durchlesen und hat danach die Basics drauf. Wenn der Markt einigermaĂen umkĂ€mpft ist, wird man damit die Konkurrenz nicht schlagen können. Dennoch ist es wichtig hier sorgfĂ€ltig zu arbeiten. Wenn das Projekt wĂ€chst kommt es vor allem darauf an, diese Arbeiten möglichst effektiv auch bei steigender Anzahl der URLs erledigen zu können.
Im Lebenszyklus einer Website gibt es im SEO immer wieder wechselnde Herausforderungen. Zu Beginn ist es vielleicht der Aufbau von AutoritÀt und von Links, spÀter könnten technische Faktoren wichtiger werden.
Eure Ratgeberseiten haben in der URL das Verzeichnis âpagesâ enthalten. Hat das einen besonderen Grund? Die Ladezeiten mobil sind mit 31 laut PageSpeed Insights nicht ganz optimal. Traffic zieht ihr dennoch ohne Ende. Werden die URL-Struktur und die Ladezeiten ĂŒberbewertet?
Das liegt an Shopify. Super gerne wĂŒrde ich âpagesâ streichen und den Content ein Level nĂ€her an das Root-Verzeichnis bewegen, das ist aktuell mit Shopify nicht möglich.
Der Pagespeed ist meiner Meinung nach wichtig, man sollte sich aber nicht in Kleinigkeiten verlieren. Wir hatten den Shop schon auf 90+/100 auf mobile, wenn man dazu allerdings auf viele Marketingmöglichkeiten verzichten muss, ist das ein zu hoher Preis.
Wir blenden per Javascript Banner ein und haben noch ein paar andere Spielereien, die die Ladezeit erhöhen. Aber sie bringen uns Umsatz und das ist am Ende das Tages was zÀhlt.
Solange die Besucher nicht wegen einer zu hohen Ladezeit bouncen, ist sie ausreichend.
Linkaufbau â Wöchentlich erhaltet ihr Links aus redaktionellen Artikeln und aus Foren? Backlinks als Rankingfaktor Nummer 2 â Kannst du das bestĂ€tigen?
Backlinks sind extrem wichtig. Ich denke, dass sie der wichtigste Rankingfaktor sind. Es gibt etliche Blackhat-Projekte online, die nur mit sehr schlechtem Content und extrem starken Backlinks die SERPs dominieren.
Wer eine Website hat und irgendwo das Wort âBeerpongâ untergebracht hat, hat mit ziemlicher Sicherheit schon mal Outreach von mir bekommen đ
âIch hab noch nieâ â Ihr habt auch eine Trinkspiel-App, bzw. diese ist auch im Browser verwendbar. Richtig gut gemacht. Kannst du unseren Zuschauern kurz erklĂ€ren, worum es sich dabei handelt und wie die App in eure Strategie zu Beerpong.de passt?
Unsere Website war an einem Punkt angekommen, wo jeder Content sofort auf Seite 1 oder Seite 2 eingestiegen ist. Die Themen rund um Beerpong sind allerdings endlich und so haben wir Schritt fĂŒr Schritt auch Content ĂŒber andere Trinkspiele veröffentlicht. AnfĂ€nglich war der Plan, dass wir ihn zum Aufbau von internen Verlinkungen nutzen und vielleicht einen kleinen Anteil der Leser zu Kunden konvertieren können.
Irgendwann hatten wir fĂŒr das Keyword âIch hab noch nieâ so viel Traffic, dass das GefĂŒhl aufkam Geld auf dem Tisch liegen zu lassen. Wir haben dann eine einfache App entwickelt und zum Download angeboten. So konnten wir auch einen Backlink im Appstore ergattern đ
Aktuell ist die App nicht monetarisiert, wir bieten sie nur an um ein paar Links zu ergattern und den Lesern Mehrwert zu bieten. Vielleicht bauen wir irgendwann mal Werbung fĂŒr unseren Shop ein, oder bieten weitere Fragepakete gegen Bezahlung an.
Von Apps haben wir wenig Ahnung, aber die Downloadzahlen sehen sehr gut aus und es macht SpaĂ neue Dinge zu lernen.
Auf welche Trafficquellen setzt ihr? AusschlieĂlich organisch ĂŒber Google oder setzt ihr auch auf Social Media, Ads, Youtube?
Der absolute GroĂteil unseres Traffics ist organisch von Google. Wir schalten allerdings auch im geringen Umfang Google Ads. Im nĂ€chsten Jahr wollen wir uns auf jeden Fall an YouTube wagen. Wir haben in der Vergangenheit schon Videos gut gerankt und sehen hier eine gute Gelegenheit. Das Thema gibt es auf jeden Fall her.
Du bist eCommerce Profi und ich glaube Shopify als Shopsystem habt ihr nicht ohne Grund ausgewĂ€hlt. Was sind die Vorteile von Shopify fĂŒr dich?
Shopify hat einige Nachteile, aber auch Vorteile. Ob ich rĂŒckblickend wieder auf das Shopsystem setzen wĂŒrde, weiĂ ich nicht. Als SEO gibt es einige Punkte, die mich sauer werden lassen. Man hat nicht die volle Kontrolle ĂŒber die URLs, kommt nicht an die robot.txt und die htaccess und bewegt sich in einem relativ starren Rahmen. AuĂerdem ist es relativ schwer einen guten liquid Entwickler zu finden.
Shopify hat aber auch einige Vorteile. Du bekommst ein gutes CDN, es gibt alle möglichen Schnittstellen und der Shop wĂ€chst und schrumpft automatisch mit deinem Business. Ich verwende Shopify hĂ€ufig, weil ich mich damit gut auskenne und ein solides Netzwerk an Shopify Freelancern habe. AuĂerdem habe ich Vertrauen in das Shopify-Team, das mir schon mehrmals versichert hat, dass die nervigen SEO-Probleme bald gelöst werden. Am Endes des Tages entscheidet das Shopsystem aber nicht ĂŒber Erfolg oder Misserfolg, sondern ist nur ein Werkzeug.
Eine Domain zu erwerben und diese mit Inhalten zu befĂŒllen ist die eine Sache. Ihr habt eigene Produkte auf den Markt gebracht. ErzĂ€hle mal, wie schwierig ist es ein eigenes Produkt zu entwickeln? Wo liegen die Herausforderungen?
Wer eine eigene Marke aufbaut und Produkte entwickelt, muss viele verschiedene Dinge beachten. Als Quereinsteiger ist bei uns zu Beginn alles schief gelaufen, was schief laufen kann. Wir haben die Herausforderung anfangs sehr unterschÀtzt. Man braucht verlÀssliche Produzenten, muss gut verhandeln, eine QualitÀtssicherung auf die Beine stellen, sich damit anfreunden das stÀndig viel Kapital gebunden ist, die Logistik meistern, die Waren lagern, Retouren abwickeln und stÀndig das Produkt verbessern.
Wir haben den Vorteil, dass wir nicht von dem Gewinn von beerpong.de leben mĂŒssen. Im E-Commerce hast du nĂ€mlich das Problem, dass Wachstum immer eine höhere Kapitalbindung mit sich bringt. Je mehr Ware du verkaufst, desto mehr Ware musst du produzieren und einlagern. E-Commerce ist ein GeschĂ€ft mit wenig freiem Cashflow. Wer beispielsweise aus dem Affiliatemarketing kommt, muss sich daran erst mal gewöhnen.
Wo soll die Reise mit Beerpong.de hingehen? Was plant ihr als nÀchstes oder sind sogar neue Projekte geplant?
Wir verkaufen gerade ein E-Commerce Projekt aus dem Supplement-Bereich und wollen das Geld in beerpong.de stecken. Konkret wollen wir vom HÀndler zu einem Marktplatz werden. Schon jetzt kann man einige Produkte der anderen Marktteilnehmer bei uns kaufen und das macht beiden Seite Freude. Hier wollen wir möglichst alle AblÀufe automatisieren, damit die HÀndler auf unserem Marktplatz und die Kunden ein gutes Erlebnis haben.
Betrachten wir die Entwicklung von Beerpong.de mal aus der Retroperspektive. Welche Momente waren schön und auf welche Dinge hÀttest du gerne verzichtet?
So groĂe und sperrige Produkte zu produzieren war neu fĂŒr uns und wir mussten erst viel Lehrgeld zahlen. Zu sehen wie die Versandpreise von 2.000 ⏠pro Container auf 8.000⏠pro Container steigen war nicht so schön. Wenn man dann merkt, dass etliche Tische kaputt sind, oder falsch bedruckt wurden, könnte man heulen.
Vielen lieben Dank fĂŒr die spannenden Insights. Es war toll, dass du dir die Zeit fĂŒr uns genommen hast.